Auswertung IRONMAN Erkner

Nun ist er Geschichte – der erste IRONMAN 70.3 in Erkner. Ca. 3000 Athleten aus 25 Nationen waren in unsere Stadt gekommen, um sich sportlich im Schwimmen, Radfahren und Laufen zu messen. Für die Sportler stand nach dem Wochenende, 10./11. September 2022, fest: Erkner hatte sich sehr gut auf diesen Wettstreit vorbereitet. Organisatorisch und wettkamptechnisch konnte unsere kleine Stadt mit den großen Austragungsmetropolen wie Frankfurt und Hamburg mithalten. Das Wasser des Dämeritzsees mit seinen zu dem Zeitpunkt 19 Grad, die Radstrecke Richtung Fürstenwalde und die Laufstrecke durch Erkner waren top. Die IRONMAN-T-Shirts mit dem Aufdruck „Erkner 70.3“ waren schnell ausverkauft und erinnern die Teilnehmer nun an einen fairen sportlichen Wettkampf unter ausgezeichneten Bedingungen in Erkner.

Die sportliche Sicht ist das eine, Kritikpunkte der Bevölkerung das andere. Und so saßen Stadtverwaltung und Veranstalter jüngst an einem Tisch zusammen, um auch die kritischen Aspekte auszuwerten. Bürgermeister Henryk Pilz war dabei wichtig Kritikpunkte nicht unter den Tisch zu kehren, sondern sie anzusprechen und zugleich für die kommenden Sportveranstaltungen dieser Größenordnung Verbesserungen ganz konkret einzufordern.

Ein wesentlicher Kritikpunkt war die Kommunikation im Vorfeld. Zwar hatte der Veranstalter 35 000 Flyer drucken lassen, doch die Verteilung mit der Tagespost hat zu viele Haushalte nicht erreicht. Wer an dem besagten Verteilungstag keine Postzustellung erhielt, bekam auch den Flyer nicht. Auffällig war dabei, Bewohner der Nachbargemeinden bekamen das Info-Blatt, Erkneranerinnen und Erkneraner im Vergleich dazu, viel zu wenig. Angestrebt wird im kommenden Jahr eine Flyer-Verteilung per Post (nicht Tagespost) in Erkner. Die Gemeinden an der Strecke werden dann durch A1 Schilder – „Achtung Triathlon Strecke“ – informiert.

Zahlreiche Betrachter des Flyers haben diesen eher als Werbung angesehen und nicht so sehr als Anwohner-Information wahrgenommen. Auch dieser Aspekt muss im kommenden Jahr deutlich verbessert werden.

Rechtzeitige Bauzaun-Aufsteller an den Ortseingängen Erkners sollen im kommenden Jahr die durchfahrende Bevölkerung rechtzeitig auf das Großereignis mit den nötigen Sperrungen hinweisen.

Verstärkt soll im kommenden Jahr auch durch Banner-Werbung auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht werden. In diesem Jahr standen solche Banner an den beiden Kreiseln. Unbedingt soll eine weitere Werbe-Fläche am Bahnhof geschaffen werden, um auch an dieser Stelle die Bürgerinnen und Bürger für die Veranstaltung zu sensibilisieren. Ebenso sollen die Straßen nach Neu-Zittau und Woltersdorf einbezogen werden.

Die Anwohner-Information mittels der Postwurfsendung wird im kommenden Jahr detaillierter werden, da sie sich dann nur auf den Bereich Erkner konzentriert und nicht die Sperrungen auf der gesamten Strecke berücksichtigen muss. Das Problem der verfrühten Sperrungen wurde bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag während des Wettkampfes als Problem durch den Veranstalter erkannt. Der beauftragte Verkehrssicherer hatte, um rechtzeitig alle Sperrungen zu aktivieren, bereits ab 5 Uhr begonnen diese einzurichten. Der Veranstalter konnte das Problem im Wesentlichen aber schon am Sonntag beheben, da die Absperrungen dann von den Helfern aktiviert wurden. Im kommenden Jahr wird dieser Punkt noch einmal gewissenhaft nachgeschärft. 

Die interaktive Sperrkarte auf der IRONMAN Homepage muss besser zu finden sein. Zusätzliche detailliertere Karten mit Bereichen sind wünschenswert.

Die entlang der Wettkampfstrecke vorhandenen Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Autofahrer wurden gut angenommen und entlasteten die Sperrungs- Situationen. Zu Problemen kam es in der Friedrichstr 1-3. Hier waren Anwohner nicht informiert und kamen dann mit dem Auto nicht aus der Tiefgarage. Ein Rollstuhlfahrer wurde daran gehindert die Strecke zu queren, ob dies generell der Fall war oder zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach eine große Gefahr für den Rollstuhlfahrer bzw. die Athleten war, wird Zurzeit noch geklärt. 

Ein besonders wichtiger Punkt der Auswertung waren die Themen Arbeit der Hauskrankenpflegen und der Belieferung durch Essenanbieter. Grundsätzlich muss an dieser Stelle gesagt werden, weder der Veranstalter noch die Stadtverwaltung wissen, welcher Patient oder älterer Mitmensch von welchem Anbieter der Region gepflegt, betreut oder mit Essen versorgt wird. Dies betrifft Erkner, aber auch die Gemeinden, die durch Straßensperrungen betroffen waren. Durch ein öffentliches Schreiben, welches auch zeitweise auf der Homepage der Stadt Erkner zu sehen war, wurden insgesamt 25 Hauskrankenpflegen angeschrieben und informiert. Um Probleme bei der Betreuung zu erkennen und diese gemeinschaftlich zu lösen, wurde ein Treffen im Rathaus einberufen. Diese Informationsmöglichkeit und das damit verbundene persönliche Gespräch wurden aber nur wenig angenommen. Es gab insgesamt nur drei Teilnehmer, die ihre wichtige Arbeit durch die Zusammenarbeit mit dem Veranstalter so organisieren konnten, dass es keine Einschränkungen für die Hilfsbedürftigen gab. Trotz der geringen Resonanz in diesem Jahr wird es im kommenden Jahr wieder diese Gesprächs- und Informationsmöglichkeit geben.

In diesem Zusammenhang bedankt sich die Stadtverwaltung für so manche kreative Idee. Patienten wurden an dem Wochenende z. B. nicht mit dem Auto aufgesucht, sondern mit dem Fahrrad oder das Essen wurde bereits 30 Minuten eher geliefert als sonst üblich. Angehörige einer Erkneraner Pflegeeinrichtung wurden im Vorfeld über diese sportliche Großveranstaltung und der damit verbundenen Einschränkungen informiert. Damit verbunden war die freundliche Bitte, vielleicht den Besuch der Angehörigen auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben.

Ein Kritikpunkt einiger Erkneranerinnen und Erkneraner waren insgesamt die Straßensperrungen. Ganz ohne wird es bei zukünftigen Veranstaltungen nicht gehen können. Dennoch hat sich die Sperrung des Schützenwäldchens als ungünstig herausgestellt. Auf diese Sperrung wird in den kommenden Jahren verzichtet werden. Vielfach haben Bewohnerinnen und Bewohner angeregt, ob diese Sportveranstaltung nicht Start und Ziel in Erkner haben kann, sich aber mehr im Berliner Raum abspielen könnte. Dazu wird zwar noch einmal Kontakt mit den zuständigen Behörden in Berlin aufgenommen. An dieser Stelle soll aber noch einmal daran erinnert werden, dass der Erkner Halbmarathon am 1. Mai 2022 kurzfristig abgesagt wurde, weil eine Abschätzung der Umweltauswirkungen nicht in einem angemessenen Rahmen durch die Berliner Behörden erstellt werden konnte. Es stellt sich allerdings dann auch die Frage: Wenn nur Start und Ziel im Sportzentrum Erkner sind – ist dies dann wirklich eine Sportveranstaltung unserer Stadt? Nicht vergessen werden darf an dieser Stelle: mehrere hunderte Helfer engagieren sich für diese Sportveranstaltung. Sie packen die Rucksäcke für die Sportler, sind als Streckenposten dabei oder bei der Getränkeausgabe. Ohne die vielen helfenden Hände war der Triathlon früher oder der IRONMAN 70.3 Erkner jetzt nur sehr schwer realisierbar.

Als sehr positiv wurde die Einrichtung der Telefon-Hotline bewertet. Insgesamt gab es an den vier Tagen 200 Anrufe, von denen gut 95 Prozent der angerufenen Personen geholfen werden konnte. Diese Hotline wird es auch im kommenden Jahr geben. Sie soll dann bereits einen Tag früher (am Mittwoch) geschaltet werden.

Die Veranstaltungen, die es am Vortrag des eigentlichen IRONMAN Erkner 70.3 gab, sollen beibehalten werden, weil sie zur Akzeptanz beitragen. Die IRONKIDS, die Olympische- und die Jederman-Distanz sind eine Bereicherung, insbesondere für Einsteiger-Sportler aus der Region. Zahlreiche einheimische Sportler nahmen daran teil, zum Teil erstmalig. Für einen Teil der IRONMAN-Teilnehmer war es sogar eine kleine „Sport- oder Trainings-Einheit“ für den eigentlichen Wettkampf am Tag danach.

Was hatte nun Erkner von diesem Sportereignis?

Zahlreiche Erkneraner und Erkneranerinnen oder Bewohner und Bewohnerinnen des Landkreises haben die Herausforderungen auf den verschiedenen Strecken genutzt, um selbst wieder aktiv zu werden. Dieser motivierende, gesundheitliche Aspekt ist für die Allgemeinheit von unschätzbarem Wert.

An den Strecken haben sich spontan Musikgruppen eingefunden und die Athleten angefeuert – die dadurch entstandene Begeisterung hat sich auch an die Helfenden übertragen. Insgesamt erhalten Vereine aus der Region weit über 20 000 Euro als Dank für die Hilfe beim IRONMAN 70.3 Erkner. Geld, was der wichtigen sozialen und gesundheitlichen Arbeit der Vereine zugutekommt.

3000 Athleten und Athletinnen aus mehr als 25 Nationen mit ihren Begleitungen haben unsere Stadt und deren Möglichkeiten kennengelernt. Sie nehmen nicht nur Merchandise-Artikel und Finisher-Shirts mit hinaus in ihre Heimat, sondern auch viele Eindrücke einer „Friendly and Beautiful German City“.

Die Berichterstattung im rbb, den sozialen Medien und regionalen Tageszeitungen sowie den Triathlon Fachmagazinen war durchweg positiv. Eine Medienresonanz, die Erkner ohne den erfolgreichen Triathlon in dieser Form sicher nicht erhalten hätte.

Die Stadt Erkner präsentierte sich an der Stadthalle neben der Registrierung der Athleten mit einem eigenen Informationsstand. Teilnehmenden aus aller Welt wurden in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache zahlreiche Fragen beantwortet. Viele waren dankbar für Stadtpläne, Hinweise und Tipps.

Das Kinderfest auf dem Kirchvorplatz am Sonnabend wurde nicht so stark angenommen wie erhofft. Die Athleten mit ihren Familien, Trainern und Freunden hielten sich über viele Stunden an der Stadthalle auf, um dort an den Wettkampfbesprechungen in deutscher und englischer Sprache teilzunehmen. An dieser Stelle wird es im kommenden Jahr Veränderungen geben. Die vorhandene Fläche vor der Stadthalle wird attraktiver gestaltet werden und wenn möglich werden die Zeitpläne so gestaltet, dass mehr Möglichkeiten für die Stadtbesichtigung bestehen.

Das Bildungszentrum Erkner sowie viele Ferienwohnungen, sowohl in Erkner als auch um Erkner herum, waren restlos ausgebucht. Was dazu führte, dass Anwohner sich mit dem Vorschlag an die Stadt gewendet haben, eine Betten- und Wohnmobilstellplatzbörse zu arrangieren. Wer also einen Athleten aus Australien, Kolumbien, Mexiko, Finnland, den Niederlanden, Belgien, Dänemark oder anderen Landesteilen Deutschlands ein Bett oder einen Wohnmobilstellplatz anbieten kann, wird sich im nächsten Jahr auf der Homepage der Stadt Erkner registrieren können.

Restaurants und Cafès konnten insbesondere am Sonntag viele neue und zusätzliche Besucher zählen. Es ist zu erwarten, dass auch im kommenden Frühjahr und Sommer viele Athleten die Chance nutzen werden sich auf den IRONMAN 70.3 Erkner 2023 vorzubereiten und dabei sowohl auf die lokalen gastronomischen Angebote und ggf. Übernachtungen zurückgreifen.

Insgesamt war ein gewisser Stolz zu spüren, dass eine kleine Stadt wie Erkner ein solches internationales Event ausrichten kann und dabei durchaus mit anderen Metropolen wie Frankfurt, Hamburg oder Dresden konkurrieren kann.