Kuriosität im Erdreich
Als im zurückliegenden Monat in Erkner der Tag der Städtebauförderung begangen wurde, waren Fachleute des Landesbetriebs Straßenwesen zu Gast. Sie beantworteten die Fragen zahlreicher Erkneranerinnen und Erkneranern. Darunter auch die Frage, ob sich in der Friedrichstraße gar zwei Schichten Kopfsteinpflaster befanden.
Wie sich herausgestellt hat, stimmt diese Vermutung tatsächlich. Die Mitarbeitenden des Landesbetriebs bestätigten dies und erläuterten, dass diese beiden Schichten entfernt werden mussten. Nur so sei ein grundhafter Ausbau möglich. Aber warum Erkners Straße diese Kuriosität besaß, konnten die Fachleute nicht sagen. Gut, dass Erkners Stadthistoriker, Frank Retzlaff, ebenfalls bei dem Termin vor Ort war und Auskunft geben konnte: Eine Schicht stammt von 1897 und die zweite von 1938.
Das untere Pflaster, erklärte Frank Retzlaff, ist direkt mit einem nicht ganz unbedeutenden historischen Ereignis verknüpft: "Das Bekanntwerden der Teilnahme von Kaiserin Auguste Viktoria an der Einweihungsfeier der evangelischen Kirche am 24.10.1897 löste im Ort hektische Betriebsamkeit aus. Erst fünf Wochen vor ultimo genehmigte die Gemeindevertretung 1.500 Mark für die Regulierung und Ausschmückung des Kirchplatzes und 6.000 Mark (als Darlehen) für die Pflasterung der Friedrichstraße auf 8 Metern Breite."
Die obere Pflasterung stammt aus dem Jahre 1938. Zuvor war die Übergabe des östlichen Berliner Rings im Dezember 1937 erfolgt. Er war als erster Teil des Autobahnrings an der Auffahrt Erkner gefeiert worden. "Ganz pompös als 2000. Autobahnkilometer mit deutschlandweiter Rundfunkübertragung", so Frank Retzlaff.
Der "Allgemeine Anzeiger" berichtete am 27. April 1938, dass die Friedrichstraße als Autobahnzubringer verbreitert wird. "Die Arbeiten sollten von Mai bis September erfolgen. Die Ausschreibung gewann die Firma des Steinmetzmeisters Albert Krawczyk aus Erkner. Die Straße wurde auf etwa die doppelte Breite ausgebaut. Dafür mussten fast alle Bäume gefällt werden und alle Vorgärten fielen weg. Der Maulbeerbaum war gerade so weit genug vom neuen Straßenrand entfernt, sonst wäre er auch gefallen! Offensichtlich hatte die neue Autobahn bereits gezeigt, dass ihre Zufahrt aus Richtung Berlin andere Straßenbreiten brauchte", wie Frank Retzlaff zu berichten weiß.
Übrigens: Der Rundfunkmittschnitt zu den Feierlichkeiten der Übergabe des östlichen Berliner Autobahnrings kann demnächst im Heimatmuseum Erkner, innerhalb einer neuen Dauer-Ausstellung, gehört werden. Diese kann zu den Öffnungszeiten am Mittwoch, Samstag und Sonntag in der Zeit von 13:00 bis 17:00 Uhr besucht werden.