© Sunny studio – stock.adobe.com
30.06.2025

Unbändige Spielfreude des Andreas Gundlach

Zum 20. Mal fand das Carl-Bechstein-Gedenkkonzert statt

Was man alles musikalisch aus einem Bechstein-Flügel herausholen kann, von lauten und leisen Tönen und Akkorden mal abgesehen, präsentierte jüngst der Pianist Andreas Gundlach während des 20. Carl-Bechstein-Gedenkkonzerts. Natürlich erklangen Klassiker von Johann Sebastian Bach, Franz Schubert, Frédéric Chopin, Claude Debussy, Joseph Haydn, Franz Liszt oder George Gershwin, aber auch Knorkator erklang auf dem Flügel. Eine wahrlich wilde Mischung, die durch einen famos aufspielenden Pianisten zelebriert wurde. Übrigens, alles ganz ohne Notenblatt.

Andreas Gundlach musizierte nicht einfach "nur" ein Klassik-Konzert. Er schilderte an musikalischen Beispielen, was Musik alles bewirken kann, zum Beispiel rund um das Thema Liebe. Sang man einst in der Operette von Franz Lehar (1929) noch "Dein ist mein ganzes Herz", war es Jahrzehnte (1977) später die knappe Schlagerzeile "Ti amo". Drei Jahrzehnte danach benötigt die Band Knorkator nur noch ein Wort, rund um die Liebe.

Ganz nebenbei plauderte der 1975 in Hannover geborene Künstler charmant aus dem Musiker-Nähkästchen. Immerhin soll es Pianisten geben, die Angst haben vor den schwarzen Tasten. Der Künstler spielte nicht einfach nur auf einem Flügel ein Konzert, nebenbei drehte er den Zauberwürfel in die perfekte Ausgangslage zurück, musizierte mit Tennisbällen den "Bällezirkus" und demonstrierte, wie aus einem klassischen Werk von Chopin mit wenigen Veränderungen die "Ballade pour Adeline" wurde. Andreas Gundlach ist Vollprofi, studierte Klavier und Komposition an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Seit 1997 ist er Mitglied der Dresdner Sinfoniker, war aber auch mehr als ein Jahrzehnt festes Bandmitglied der Gregor-Meyle-Band. Neben seinem musikalischen Können kann er witzig-charmant unterhalten. Andreas Gundlach versprühte im Bürgersaal Erkner eine unbändige Spielfreude, ob beim jazzigen "Summertime" von Gershwin oder der "Wandererfantasie" von Schubert. Ganz zart hingegen musizierte er auf dem Bechstein-Flügel den "Liebestraum" von Liszt – zum Dahinschmelzen …

Das Carl-Bechstein-Gedenkkonzert findet seit nunmehr zwei Jahrzehnten rund um den Geburtstag am 1. Juni von Carl Bechstein statt. Der Konzertflügelbauer besaß in Erkner nicht nur seine Sommer-Villa (das jetzige Rathaus), sondern hat bis heute Spuren in der Stadt hinterlassen. Er finanzierte den Grund und Boden für den Bau der Genezareth-Kirche und spendierte der Kirche drei Kirchenglocken, die nach seinen Söhnen benannt sind. Und auch den heutigen Rathauspark ließ er anlegen. Auch wenn dieses Areal jetzt etwas anders aussieht, ein Großteil des Baumbestandes stammt noch aus der Bechstein-Zeit.

© Stadt Erkner
Der Pianist Andreas Gundlach musizierte auf dem Bechstein-Flügel im Bürgersaal der Stadt Erkner